Party Modern @ Wien Modern, Ottakringer Brauerei
Das Festival Wien Modern zeichnet sich seit der Intendanz von Bernhard Günther durch außerordentliche stilistische Offenheit und die Kooperation mit avanciertern Kulturinitiativen aus. Für die erste Partynacht des 2025er Jahrgangs hatte er sich für den Hefeboden-Raum in der Ottakringer Brauerei entschieden, der räumlich perfekt passt, allerdings durch eine Vielzahl an etwas nervigem Security-Personal der ursprünglich offenen Intention nach Kräften entgegenwirkt. Wie dem auch sei, durfte immerhin die großartige open-minded-Musikerin Angélica Castelló im Rahmen des Partyabends den schwer verdienten Ernst-Krenek-Preis entgegennehmen.
Nach gewohnt routinierten elektronischen Sounds von Ursula Winterauer aka Gischt erobert das Duo Drank von Ingrid Schmoliner & Alex Kranabetter die Bühne, verstärkt durch die Vokalistin Anja Plaschg und die Drummerin Katharina Ernst. Die kommunikative Lautstärke im Raum wird durch ein „Schhh!“ bald reduziert, sodass das gemischte Quartett die Qualitäten des brandaktuellen Albums Breath in Definition bald entfalten kann, von repetitiven bis beinahe hymnischen Kompostionen und ihre glasklare Interpretation.

Den Clou des letztendlich grandiosen Abends landet indes die Band Bulbul und vor allem ihre Erweiterung zum Quintett Broken Heart Collector. Zwar klingen deren Sounds, durch die Raumhöhe bedingt, nur von ganz nahe an der Bühne perfekt, dann allerdings in Weltklasseformat. Zu dritt hanteln sich Raumschiff Engelmayr, derHunt & DD Kern durch ein paar ältere und jüngere Evergreens und improvisieren in aller Seelenruhe, damit Susanna Gartmayer & Maja Osojnik mittendrin dazustoßen können. Tracks aus ihrem einzigen, vor rund 20 Jahren entstandenen Doppelalbum treffen auf neueres Material. Und sämtliche Mitwirkende bieten alle ihrer zur Verfügung stehenden Kunst auf, um den langen Abend zu einem rauschenden, um nicht zu sagen aus den Socken werfenden Fest zu machen, ein berückendes Bach-affines Duo von Osojnis Paetzold-Flöte und Gartmayers Bassklarinette inklusive. Alles drängt überragend vorwärts und bewegt sich um das Zentrum, deren Zugänge Osojnik einst in einem Ö1-Interview „zwischen Punk und Punschkrapferln“ ansiedelte. Ein Wahnsinn für normal.