Louis Moholo-Moholo (1940–2025)

Vor ein paar Monaten wurde von Ogun Records stolz das Erscheinen eines Albums von Larry Stabbins, Keith Tippett und Louis Moholo-Moholo aus 1985 angekündigt, Live in Foggia. Traurigerweise ist mittlerweile auch der sehr große, sehr alte Schlagzeuger am 13. Juni in seiner Geburtsstadt Kapstadt verstorben. Seinen ursprünglichen Name Moholo änderte er 2005, in fortgeschrittenem Alter, auch weil der scheinbare Doppelname ethnologisch eher authentisch erschien (moholo bedeutet auf Sesotho, einer Bantusprache, groß bzw. alt, moholo-moholo demnach).
Bekanntlich war Moholo-Moholo 1964 als Teil des Sextetts Blue Notes nach einem Auftritt bei Jazz à Juan in Antibes nicht mehr nach Südafrika zurückgekehrt. Die Arbeitsbedingungen für Jazzmusiker, insbesondere für eine rassisch gemischte Band, waren nicht mehr zu ertragen. Zur Erinnerung: Hugh Masekela, Miriam Makeba und Abdullah Ibrahim (damals noch Dollar Brand) waren schon Jahre vorher ins Exil gegangen; 1964 also auch Moholo-Moholo, zusammen mit Chris McGregor, Dudu Pukwana, Johnny Dyani, Mongezi Feza und Nikele Moyake, der aber schon ein Jahr später wieder nach Südafrika zurückkehrte. Die anderen fünf Blue Notes ließen sich vorerst in London nieder, wo sie einen nachdrücklichen Einfluss auf die dortige Jazzszene ausübten. Die Brotherhood of Breath entwickelte sich zu einem Sammelbecken experimentierfreudiger britischer und europäischer Musiker:innen. Stellvertretend für viele seien nur Mike Osborne, Lol Coxhill, Evan Parker, Harry Beckett, Elton Dean, John Surman, Louis Sclavis oder Didier Levallet genannt. Der Brotherhood of Breath blieb Moholo-Moholo verbunden, solange sie bestand.
Danach führte er eine ähnliche Großformation, das Dedication Orchestra, im selben Geist weiter. Auch dieses orientierte sich in gewisser Weise weiterhin an traditioneller südafrikanischer Musik, ebenso wie seine kleinere Band Viva La Black. Beide Bands vereinten schwerpunktmäßig südafrikanische und britische Musiker:innen. Daneben bildete Moholo-Moholo gemeinsam mit Harry Miller und Keith Tippett eine unvergleichliche Rhythmusgruppe, die zu unterschiedlichste Formationen eingeladen wurde; man denke nur an Elton Dean’s Ninesense oder eben Keith Tippett’s Ark. Außerdem werden seine vielen Kollaborationen mit Pianist:innen in Erinnerung bleiben, mit Irène Schweizer, Cecil Taylor, Stan Tracy, Livio Minafra, dem schon erwähnten Keith Tippett und in späteren Jahren mit Alexander Hawkins oder Pule Pheto. Ich persönlich werde seinen gemeinsamen Auftritt mit Andrew Cyrille im Duo wohl nie vergessen. Farewell, Louis Moholo-Moholo!