JEAN-LUC GUIONNET
l’epaisseur de l’air
Potlatch

Neben Großtaten in Bands wie The Fish und The Ames Room und großformatigen Kompositionen agiert Jean-Luc Guionnet gelegentlich auch solo. Das da ist seine zweite Solo-Saxofon-Platte, sie versammelt Aufnahmen aus den famosen Instants Chavirés in Montreuil (eine U-Bahn-Station außerhalb von Paris). Hierzulande brillierte Guionnet zweimal solo, einmal bei den artacts im Tiroler St. Johann, einmal bei den New Adits in Klagenfurt, beide Male in einer Kirche, wo sich Guionnets körperbetonter, muskulöser Sound aufgrund des Halls optimal entfalten kann. In der späten Nachfolge von etwa Jimmy Lyons und Anthony Braxton (For Alto) sprießen junge und mitteljunge Altsaxofonistinnen wie die Schwammerln aus dem fruchtbaren Boden (Sakina Abdou, Amalie Dahl, Christine Abdelnour, Mette Rasmussen, Anna Högberg u.v.a.). Guionnet, der Theoretiker, Philosoph und Mathematiker am Altsax, verknüpft seine Ambitionen und seine Spielweisen immer auch mit dem Raum, dem Publikum und der Atmosphäre, in der er auftritt. Mit vergleichsweise vielen Obertönen und ihren Echos arbeitet der Franzose hier im nichtsakralen Raum mit der „Dicke der Luft“, wie er sein Live-Album betitelt. Er macht Unterschiede, er macht den Unterschied. Man ahnt es schon: eine unfassbar großartige Musik!
felix