Brda Contemporary Music Festival, Medana/Slowenien, 11. bis 13. September
Das Friaul, ständig switchend zwischen dem italienischen und dem slowenischen Gebiet, lohnt die Anreise in so gut wie jeder Hinsicht: malerische Landschaft, genüssliche Kulinarik in fester und flüssiger Form. Wenn dann auch noch ein kleines, feines, familiäres Musikfestival dazukommt, wie jenes des routinierten Perkussionisten Zlatko Kaučič, gesellt sich zum restlichen auch noch der akustische Mehrwert.
Im bezaubernden Ambiente des ehemaligen Kinosaals von Medana kuratiert Kaučič zum 15. Mal, umsichtig assistiert von einem ambitionierten Team junger Frauen und Männer, das Brda Contemporary Music Festival. Dabei legt der primus inter pares einen Schwerpunkt aus nahegelegene Musiker (m), die er mit arrivierten Kolleg:innen variiert. Von den einheimischen Combos sticht das Frika Trio heraus, das mit Gitarre (Anton Lorezutti) und Bass (Jošt Drašler), beides elektrifiziert, und Synthesizer-unterstützten Drums (Marek Fakuč) schwebende Zustände herzustellen vermag, die weder an Prägnanz noch an Fantasie und Lust am Experiment Wünsche übrig lassen.
Am zweiten Abend des auf einem der vielen friulischen Hügel gelegenen Medana stehen auswärte Fixgrößen im Mittelpunkt, nämlich die wunderbare dänische Saxofonistin Lotte Anker, einmal solo, einmal im Duo mit Michael Moore, dem seit vielen Jahren in Amsterdam ansässigen amerikanischen Saxofonisten und Klarinettisten. Vor allem im Zusammenspiel, aber auch im zeitweiligen Auseinanderdriften agieren die Koryphäen souverän und sorgen nicht nur einmal für Verblüffung. Und das Solo der Vokalistin Ute Wassermann spielt in jeder Phase alle Stückln der Virtuosität, ohne jemals an Soul einzubüßen.

Den Schlusstag eröffnet die gebürtige, seit langem in Wien lebenden Slowenin Maja Osojnik mit einem nagelneuen Soloprogramm und erklimmt darin einen neuen Gipfel an zutiefst persönlichen Statements, die, ihrem Naturell entsprechend, immer auch politisch motiviert sind, und einer zwischen elektronischer Härte, vokaler Brillanz, blitzschnellen Sprüngen und epischer, nahezu pastoraler Breite einen Bogen spannen, die ans Herz und an die Nieren gehen. Ein nicht nur für hiesige Verhältnisse herausragendes Erzeugnis einer herausragenden Künstlerin. Najlepša hvala !
Bevor zwei Workshop-Bands den letzten Abend beschließen, jene von Ute Wassermann und jene von Michael Moore, erstere auf Gesang spezialisiert, zweitere eine Bigband, die zwischen Moores Kompositionen und solchen von Duke Ellington changiert, tritt noch ein Supertrio in Aktion. Vorhersehbar leisten John Butcher (ts, ss), Agustí Fernández (p) und Hausmeister Zlatko Kaučič (dr) Improjazz auf höchster vorstellbarer Ebene. Ein Genuss für die Ohren, der sämtliche andere dieser drei Tage komplettiert.
Sowohl was die Festivalprogrammierung als auch die feinen Weine der Region betrifft, kann rekapituliert werden: Man leert nie aus.