Jazzfestival Leibnitz, 25. bis 28. September
Den Anfang machen NoSax NoClar aus Frankreich mit ausgewogener, abwechslungsreicher Kammermusik für zwei Holzbläser. Darauf folgen Norman & Corrie von den Shetlands mit fragmentierten Folksongs für Schlagzeug und Saxofon aus den Archiven ihrer Heimat. Trinklieder und Hochzeitsmärsche sind dran, manchmal sehr traurig, manchmal sehr lustig, Schlagzeuger Corrie Dick funktioniert wie ein Uhrwerk.
Schlagzeuger gibt es in Leibnitz etliche zu hören. Es ist immer wieder bemerkenswert, dass jedes Schlagzeugsolo automatisch akklamiert wird. Auch wenn es nicht so spektakulär ist wie das des Kubaners Rodney Barreto als Mitglied im Iván „Melón“ Lewis Trio. Da war nicht nur der Drummer Aufsehen erregend, alles ist beeindruckend: die Virtuosität, die Spielfreude, der lächelnde Wahnsinn der Show. Blues und Gospel paaren sich ganz selbstverständlich mit karibischer Leichtigkeit und afrikanischer Polyrhythmik. Danach hat es das Louis Sclavis Quintet India fast schwer. Seine Sounds sind nachdenklicher, ruhiger, die Stücke fein strukturiert, geben den Solist:innen reichlich Entfaltungsmöglichkeiten. Sclavis nutzt die Optionen, die die klassische Besetzung mit Klarinette, Trompete, Klavier, Bass und Schlagzeug bietet, und an der Bassklarinette ist er sowieso einer der Besten der Jazzgeschichte.

Wenig Spektakel bietet das reduzierte Schlagzeugspiel des Tomas Fujiwara im Tomeka Reid Quartet. Ein Höhepunkt des Festivals. Wenn man Fujiwara zuschaut, wie wenig er macht, wie entspannt er seine Becken und Trommeln streichelt. Aber alles ist richtig, das Timing perfekt, jeder Schlag zur exakt richtigen Zeit, als könnte man es nicht anders machen. Zu Fujiwara und Reid kommen noch Mary Halvorson an der Gitarre und Jason Roebke am Bass, eine seit zehn Jahren bestens eingespielte Besetzung. Da wird auf dem Punkt musiziert, mal strenger, mal mit swingender Leichtigkeit. Alles schafft den Spagat zwischen Anspruch und grandioser Unterhaltung. Am Ende meinte es das Wetter auch noch gut im Jazzbrunch des prächtigen Gartens des Hotels Harkamp im Sausal bei bester Groove im Freien. Die Vokalartistin Naima Faraò sorgte in ihrem Quartett für die lässige Untermalung.