JIMI TENOR BAND
selenites, selenites! (LP/CD)
Bureau B.

Was mit Glockengebimmel beginnt und dann im Bigbandformat nach „Silent Night“ klingt, hat der durchgeknallt subversive Finne unseres Vertrauens nicht den unsäglichen Weihnachten, sondern den Selenites genannten Mondwesen gewidmet. Aliens also, wie es sich für einen bekennenden Fan von Sun Ra gehört. Dementsprechend durchziehen abgespacte Synthiesounds die klassischen Jazz-Arrangements, denen Tenor wie gewohnt die Kopfstimme leiht. Sehr eingängig, sehr relaxed, sehr routiniert. Hintergründiger Kitsch ist auch immer Tenors Thema. Süßer die Flöten nie klungen (Sunny Song). Ein paar Takte Afrobeat dürfen auch nicht fehlen, der mittlerweile 60-jährige Lappe lässt kaum einen für Irritationen guten Musikrevolutionär aus. Hymnisch beginnt Plattenseite zwei (Alice In Kumasi), bevor sich Kollege Gitarrist in den Weltraum enthebt. Looking For The Sunshine erlaubt einen Blick in ein (selbstverständlich fiktives) Afrika. Juju music 2.0. Shine All Night klingt wie eine Assoziation auf Mulatu Astatke, der mit Fela Kuti einen amtlichen durchzieht. Das finale Furry Dice startet im fünften Gang, dann fasert das Werkl interstellar aus. Und tschüss. P.S.: Auf keiner der von mir auffindbaren Seiten finden sich irgendwelche Hinweise auf die Musiker:innen seiner (offenbar großartigen) Band. Auch das mag als eine Sache von Ego und den Folgen gelesen werden. Macht nix: grenzenlos schöner Wahnsinn!
felix