18 Jahre


endlich erwachsen

Der 1. Mai ist bekanntlich der Feiertag der internationalen Arbeiterinnenbewegung bzw. was von ihr noch übrig blieb. Er ist aber seit 2005 auch Feiertag der freiStil-Gründung. Mit 18 Jahren endlich erwachsen und damit im Genuss des Wahlrechts, das von der oben genannten Bewegung seinerzeit hart erkämpft wurde. Geschenkt wird einem und einer ja nix.

Von Beginn an ist dieses Magazin für Musik und Umgebung ein Bastard, bemüht um die Abbildung improvisierter und anderweitig experimenteller Musik und ihren stillen bis krachenden Ausläufern aus vielen Ländern, manchen Generationen und mindestens zwei Geschlechtern. Im Idealfall gelingt die kulturelle Aneignung internationaler musikalischer Forschungsarbeiten, gelegentlich gelingt sie nicht. In jedem Fall geht es uns um bewegte und bewegende Statements, um prickelnde und erschütternde, um tragische und magische.

Das unschlagbare Plus an der Arbeit daran ist seit jeher die Autarkie von politischen und wirtschaftlichen Zudringlichkeiten, an denen es ja in kommerziell ausgerichteten Medienprodukten nicht mangelt. Anders gesagt, stand diese Publikation bei den Mächtigen aus beiden einflussreichen Sphären mit Sicherheit nicht auf dem Wunschzettel. Umso bedeutsamer ist das Engagement aller, in welcher Form auch immer Mitwirkenden, den Autorinnen, den Fotografinnen, den Inserentinnen und allen voran den Abonnentinnen zur Sicherung der nötigen ökonomischen Unabhängigkeit. Besonderes Gewicht liegt auch auf den Veranstalterinnen hervorragender Festivals, von denen einige knapp vor einem Generationenwechsel stehen. Es wird sich zeigen, wo in Zukunft die Linien zwischen Kontinuität und Bruch verlaufen werden. Auch so gesehen, bleibt es spannend.

Die mit Abstand wertvollste Währung, mit der unsere Bestrebungen abgegolten werden, ist die Resonanz, nicht zwangsläufig die positive. Es sind die Kritik und die Solidarität, die wir für unsere Arbeit ernten; etwas weniger pathetisch gesagt: die Liebe! Die ist der beste Sprit, auch der Spirit, der die Sache am Laufen hält, der Treibstoff für viele weitere Kilometer im freiStil-Ferrari. Weil man sich davon, entgegen der landläufigen Meinung, nämlich ganz schön viel kaufen kann. Ohne Wertschätzung ist ja alles nix. Danke für alles!

Wien, am 1. Mai 2023